24 Stunden, 62.620 Opfer: Dortmunder Menschen lesen Namen und Todesumstände in der Reinoldikirche vor

Eine Zahl, die steigt und steigt und steigt. Bisher niemals so schnell, wie im vergangenen Jahr. 62.620 dokumentierte und bei UNITED in der Schweiz registrierten Todesfälle gab es seit 1993 an den Außengrenzen der Europäischen Union. Die Dunkelziffer dürfte sehr viel höher sein, aber um wenigstens die identifizierten Todesopfer zu würdigen, haben Evangelische Kirche, Diakonie, der Verein Grenzenlose Wärme e.V., Train of Hope und weitere engagierte Dortmunder Flüchtlingshilfeorganisationen auch in diesem Jahr die Aktion „Beim Namen nennen“ durchgeführt.

24 Stunden lang haben Mitglieder der Organisatoren, Bürgerinnen und Bürger sowie Menschen der Dortmunder Stadtgesellschaft in der Reinoldikirche Namen verlesen, die Herkunft, Ort und Umstände des Todes. Unter den Menschen, die jeweils rund 30 Minuten lasen, befanden sich u.a. Julia Wissert, Intendantin Schauspiel Dortmund, Tobias Ehinger, Direktor Theater Dortmund, Ulrich Langhorst, Vorsitzender des Sozialausschusses der Stadt Dortmund, der Polizeipräsident Gergor Lange sowie zahlreiche Lokalpolitiker, darunter Bürgermeisterin Ute Mais, sowie Stadtteilbürgermeister*innen, Stadtdirektor Jörg Stüdemann, Ulf Schlüter, Theologischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, sowie die Diakonie-Geschäftsführer Uta Schütte-Haermeyer. Rund um die Uhr unterbrach stets ein Musikstück die Lesung, darunter Gruppen der Dortmunder Philharmoniker, Kirchenmusiker*innen und Einzelkünstler.

Im Mittelmeer gekentert oder an einem Grenzfluss in Osteuropa ertrunken, mittellos und unterversorgt verstorben, in einem LKW erstickt oder Suizid in Abschiebehaft. Männer, Frauen, ganze Familien, Babys: Die einzelnen Schicksale sind so erdrückend, wie ihre schiere Zahl. Noch nie war diese so hoch wie in 2023, Menschen flohen aus Syrien, Iran, Afghanistan, Eritrea, Kurdistan – nicht alle kamen an. Die EU verschärft das Asylwesen weiter, auch dagegen wendet sich in der Reinoldikirche in diesen Tagen der Protest. Am vergangenen Wochenende sagte der Soziologe Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani im Auftaktgottestdienst: „Schauen sie sich im Internet die Fotos an. Der Grenzwall, den Donald Trump zu Mexiko zu Ende bauen wollte, steht schon längst fertig in Osteuropa.“ Mit der Aktionswoche zum Internationalen Weltflüchtlingstag kämpfen Reinoldikirche und die beteiligten Organisationen um einen besseren Schutz der Menschen, die sich weiterhin auf den Weg machen.

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